Stellungnahme Kirchenvorstand Christkönig zum Alten- und Pflegeheim Haus Laurentius | 5.2.2020

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gemeindemitglieder,

Mit Sorge verfolgen wir als Kirchenvorstand der Gemeinde Christkönig die aktuell emotional sehr aufgeheizte Diskussion um den vom Verein katholischer Altenhilfeeinrichtungen e. V. (VKA) mit Sitz in Hamm geplanten Ersatz-Neubau unseres Alten- und Pflegeheims Haus Laurentius.

Selbstverständlich fühlen wir uns aus unserem christlichen Verständnis heraus dem Anspruch der Caritas in Form von Altenpflege und der Bewahrung der Schöpfung mit Vermeidung unnötiger Baumfällungen in gleichem Maße verpflichtet. Darüber hinaus müssen wir aber auch als gewähltes Gremium unserer Gemeinde die Belange eines lebendigen und zukunftsfähigen Gemeindelebens im Blick behalten.

Für oder gegen den Neubau des Altenheims auf dem Grundstück der Kirchengemeinde sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:


Gebäude Status

Der Gebäuderiegel Weihestraße 7, 9 und 11 besteht aus 3 Wohnungen, die früher für den Vikar, den Pfarrer und für den Küster vorgesehen waren. Dieser Riegel wurde als zweiter und dritter Bauabschnitt kurz nach dem Bau der Kirche errichtet, also mit Fertigstellung Ende der 1950er Jahre und ist daher rund 60 Jahre alt. Die Gebäude sind immer wieder renoviert worden und entsprechen auch heute noch einem guten Wohnstandard. Die mögliche Nutzungsdauer liegt bei weiterer normaler Instandhaltung sicher noch bei über 40 Jahren.

Das Gemeindehaus, Hausnummer 13, wurde in einem vierten Schritt in den 70er- Jahren gebaut. Auch dieses Gebäude und dessen Räume wurden regelmäßig in Stand gesetzt und erneuert. Es müsste jedoch in den nächsten Jahren eine Renovierung durchgeführt werden. Von der Substanz ist eine weitere Nutzung von 50-60 Jahren sicherlich möglich.

Die Gebäude sind in einem, dem Alter entsprechend, guten Zustand.


Gebäude Nutzung

Im Pfarrhaus befinden sich das Pfarrbüro mit drei Räumen und die Pfarrwohnung, die zurzeit von dem Gemeindepriester bewohnt wird. Dieser wurde zwischenzeitlich zum Krankenhaus-Seelsorger des Franziskus-Hospitals ernannt und wechselt vermutlich in absehbarer Zeit auch mit seinem Wohnsitz dorthin. Da es heute keinen regelmäßigen Vikar, und keinen hauptamtlichen Küster mehr in der Kirchengemeinde gibt, sind die Gebäude Weihestraße 7 und 11 an Familien der Gemeinde privat vermietet. In Nr. 7 wohnt seit über 15 Jahren eine Familie mit zwei Kindern und in Nr. 11 hat seit mehreren Jahren eine aus dem Bürgerkriegsland Eritrea geflüchtete christliche Großfamilie ihre neue Heimat gefunden. In der Außenanlage ist jedem Haus aktuell ein Gartenanteil zugeordnet.

Das Erdgeschoß des Gemeindehauses beinhaltet einen großen Raum für 120-150 Personen, der sich durch mobile Trennwände in einen Saal, einen Sitzungsraum und eine Kaffee-Ecke flexibel abtrennen lässt. Zusätzlich sind ein Foyer mit einer Garderobe, ein Abstellraum, eine Toilettenanlage und eine Küche vorhanden.

Im Souterrain befinden sich neben Abstell-Räumen und Heizung, ein Gruppenraum für Krabbelgruppen (1-3 Jahre), diverse Räume einschließlich Saal für Jugend und Messdiener, sowie ein zusätzlicher Sanitärbereich.

Sowohl das Erdgeschoß, als auch das Souterrain werden durch diverse Gruppen intensiv genutzt.

Hinter dem Gemeindehaus befinden sich ein Parkplatz nebst vier Garagen, sowie der notwendige Außen-Spiel-Bereich des rückwärtigen Kindergartens.

 

Das Altenheim

Die Errichtung des neuen Alten- und Pflegeheims wird, gemäß Vorgabe des Erzbischöflichen Generalvikariats Paderborn (EGV), in der Verantwortung des VKA (100% EGV) als Bauherr sein. Dies beginnt mit der vom EGV zwingend geforderten vollständigen Besitz-Übertragung des bisherigen Standorts (Weihestraße 27) einschließlich dessen Gebäuden und Grundstücken. Im Rahmen eines Ersatz-Neubaus auf Gemeindefläche läge die oberste Priorität selbstverständlich auf einer optimalen Raumnutzung im Sinne des Altenheims. Die Belange der Kirchengemeinde bezüglich des Raumbedarfes ihrer Institutionen und Gruppierungen würden vom VKA nur nachrangig berücksichtigt werden können.

 

Folgen

Die Umsetzung einer solchen Planung hätte zur Folge, dass zunächst unser gesamtes Gemeindezentrum inklusive des Pfarrbüros und der Wohnhäuser, möglicherweise sogar auch Kirchgebäude, abgerissen und die gesamte Grundstücksfläche, außer dem Kindergarten-Anteil, dem VKA als freies Bauland zur Verfügung gestellt würde. In dem Zuge müssten wir als Kirchengemeinde versuchen, in Verhandlungen unsere gemeindlichen Interessen und Bedürfnisse noch zu verwirklichen.

Im Klartext würde der Bau des Altenheims auf Gemeindegrundstück also mindestens den Verzicht auf unser Gemeindehaus und Pfarrbüro, eventuell auch Kirche, bedeuten, ohne verbindliche Aussicht auf adäquaten Ersatz im zukünftigen Neubau. Möglicherweise stünden der Kirchengemeinde im begrenzten Maße Gemeinschafts- oder Besprechungsräume des dann neuen Altenheims zur Verfügung, sofern die Eigennutzung durch das Heim dies zeitlich und organisatorisch zulässt. Die neue Kapelle würde dann von beiden Parteien gleichermaßen genutzt werden.

 

Gemeinde

Wir als Kirchenvorstand der Gemeinde Christkönig sehen hierin kein zukunftsfähiges und tragbares Konzept, dass der jetzigen Nutzung unseres Gemeindehauses und Pfarrbüros gerecht wird.

Insbesondere die derzeitig sehr aktive und über die Gemeinde hinauswirkende Jugendarbeit (Messdiener und „Teestube“) bedarf eigenständiger Räumlichkeiten, die nur schwer synergistisch und ohne Konfliktpotential in ein Altenheim integriert werden könnten. Ebenfalls ist das Vorhandensein eines Pfarrbüros unserer Ansicht nach weiterhin notwendig, um angesichts sinkender Priesterzahlen auch in Zukunft ein Mindestmaß an professioneller Präsenz der Institution Kirche vor Ort zu gewährleisten.

Wir, die Gemeinde, müssten mindestens 2-3 Jahre auf die Räume verzichten, und im Minimalismus auf andere Räumlichkeiten in Nachbargemeinden auszuweichen, was sich erfahrungsgemäß meistens nicht positiv auf ein bislang intaktes Gemeindeleben auswirkt.

Als Kirchengemeinde Christkönig sind wir tief im Stadtteil Gellershagen verwurzelt und möchten auch weiterhin zur guten Entwicklung unseres Quartiers aktiv beitragen. Dies ist uns allerdings nur als vitale Gemeinde möglich, der für ihre Aufgaben und Aktivitäten eine angemessene Gebäudeinfrastruktur zur Verfügung steht.

 

Termine

Wie bereits oben erwähnt, sind zwei der Wohnungen an private Familien vermietet. Dies bedeutet, dass hierfür adäquater Ersatz- Mietraum beschafft werden muss und die Kündigungsfristen eingehalten werden müssen. Um der Gemeinde gerecht zu werden, muss der Ersatz von Gemeindehaus und Pfarrbüro mit dem VKA und dem EGV verhandelt werden. Die gesamte Planung würde wieder von Null an beginnen und bis zur Verwirklichung mindestens weitere 5 Jahre benötigen.

Der Ersatz-Neubau ist bereits spätestens seit 2018 in Verzug und das Altenheim hat daher jetzt schon finanzielle Nachteile zu tragen. Die Aufrechterhaltung der Betriebsgenehmigung ist auf Grundlage einer Ausnahme-Frist-Verlängerung der Stadt Bielefeld auf Mitte 2023 begrenzt. Selbst dieser Termin ist kaum zu halten.

 

Fazit

Aus den o.g. Gründen ist weder eine weitere Verzögerung noch eine Neuplanung hilfreich. Zusätzlich sind die Gemeindemitglieder bislang in keiner Weise über eine derartig weitreichende Entscheidung informiert, geschweige denn paritätisch an der Entscheidungsfindung beteiligt worden. Es gefährdet das gesamte Projekt, da letztendlich die Schließung des Altenheims und damit der Verlust der Pflegeplätze der Bewohner und auch der Arbeitsplätze der Angestellten nicht nur drohen, sondern sehr wahrscheinlich sind.

Thomas Krause, geschf. Vorsitzender KV für den Kirchenvorstand Christkönig


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