Misereor-Hungertuch 2021

Was ist das?
Das Bild ist so spannend, dass ich ganz vergesse zu atmen!

Das Bild besteht aus drei Teilen: ein Triptychon. Es ist zerschnitten und bildet doch ein ganzes Bild.

Der Untergrund ist hell, nicht strahlend weiß, eher beige. Sauber sieht es nicht aus. An manchen Stellen gibt es leichte schwarze Verwischungen und einen großen hellgelben Fleck. Im Hintergrund ziehen sich noch dünne Linien über die Fläche. Verstreut sieht man goldglänzende Flecken in der Form von Blüten.

Auffallend sind schwarzen Striche, manche dicker, manche dünner. Die Striche ziehen sich von der rechten Bildseite über die Mitte nach Links. Sie sehen aus wie ungeordnete Wollfäden –  wellenförmig oder gekringelt und in der Mitte des Bildes näher zusammenliegend.

Woran erinnern diese Linien?
Sie bilden einen Fuß nach. Auf dem rechten Bildteil sehen wir das Schienbein und den Übergang zum Fuß, den Mittelfuß in der Mitte und ganz links die Zehen – sie sehen aus wie fünf spitze Krallen.

Die chilenische Künstlerin Lilian Moreno Sánchez hat für das Hungertuch geblümte Bettwäsche aus einem Krankenhaus genutzt. Sie hat es auf dem „Platz der Würde“ („Plaza de la Dignida“) in Santiago de Chile mit Staub eingerieben. Hier hatten Menschen gegen die Unterdrückung, für mehr Freiheit und Gerechtigkeit im Land demonstriert. Dabei sind auch Menschen verletzt worden. Die schwarzen Linien zeichnen das Röntgenbild des gebrochenen Fußes eines Demonstranten nach. Der Fuß ist gebrochen – das Bild ist zerteilt. Doch nicht nur der Fuß ist verletzt, sondern auch die Haut. Das zeigen die Fäden und Nähte. Der zerbrochene Fuß und die Nähte machen Schmerz sichtbar und erinnern und an Jesus, der gelitten hat. Die Wunden werden durch die Medizin geheilt – das Leinöl zur Wundheilung hat einen großen gelben Fleck hinterlassen. Die Blumen aus edlem Blattgold erinnern uns an Gott: Er gibt uns Kraft und Schönheit und mit ihm überwinden wir das Leid.

Das Hungertuch – mit dem Staub und dem zerbrochene Fuß – zeigt uns, wie schlecht es manchen Menschen geht. Unterdrückung gibt es überall auf der Welt. Doch die Menschen geben nicht auf. Sie nehmen nicht alles einfach hin. Sie setzen sich für die Gerechtigkeit ein. Sie haben die Hoffnung, dass das Leid aufhört. Sie setzen ihre Hoffnung auf Gott und sagen: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum!“ (Ps 31).

Gott, ich danke dafür, dass ich so bin, wie ich bin
und vor allem für meine Füße, die mich auf dem Weg halten.
Du stellst meine Füße auf weiten Raum,
weil ich überall hingehen kann, wohin ich auch will.
Sei mir weiterhin ein Licht auf meinem Lebensweg,
den ich mit meinen Füßen begehe.

 

Schülerinnen und Schüler
des Katholischen Religionskurses 6a/b an der Marienschule

 

Das MISEREOR-Hungertuch 2021 „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ von Lilian Moreno Sánchez © MISEREOR (https://www.misereor.de/mitmachen/fastenaktion/hungertuch)

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