Kreuzweg

Den wunderbaren Kreuzweg schuf der Düsseldorfer Künstler und Kunsterzieher Bert Gerresheim (* 1935). Charakteristisch für diesen 2007 geweihten Kreuzweg in der Heilig Geist Kirche ist, dass   dort moderne Glaubenszeugen eingearbeitet sind.

Hier in der achten Station (Jesus begegnet den weinenden Frauen) ist es Mutter Pauline von Mallinckrodt (1817-1881). Sie ist zu sehen gemeinsam mit Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) und die Ordensfrau Rosa Stein (1883-1942), leibliche Schwester der Hl. Edith Stein.  Alle Drei haben sich in Bescheidenheit und unter Zurückstellung ihrer persönlichen Bedürfnisse für Alte, Arme und Kranke eingesetzt und sich selbst klein gemacht, um anderen zu dienen.

Für einen Künstler stellt sich die Frage: Welche Zeichen kann ich nutzen, um eine Person für den Betrachter dauerhaft erkennbar zu machen? Die gekreuzten Schlüssel für den Hl. Petrus kennt beinahe jeder, da gibt es eine jahrhundertealte Tradition. Aber für Menschen der Neuzeit?

Für Mutter Pauline hat Gerresheim drei ikonografische Zeichen gewählt:
–   ihren typischen Schleier, mit dem sie auf vielen Bildern zu sehen ist,
–   das Körbchen, mit dem sie Kleinigkeiten für arme Kinder mit sich führte und das sich in Gedenkräumen des Hauses Maria Immaculata in Paderborn befindet,
–   und einen Abdruck der Bronzeplatte vor dem Reliquiengrab.

Weitere Einbezüge moderner Zeugen des Glaubens finden sich in fast allen Kreuzwegstationen. Hier einige Hinweise für einen meditierenden Rundgang entlang der Bronzetafeln:

Erste Station: Jesus wird zum Tode verurteilt
Die Figuren links zeigen Verantwortliche für die Verurteilung Jesu: einen jüdischen Hohenpriester, aber auch einen Bischof (Mitra) und einen Totenkopf mit der Mütze eines SS-Offiziers

Zweite Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
Jesus war Jude und ist es zeit seines Lebens geblieben. Beachten Sie das Schriftband mit hebräischen Schriftzeichen und dem Davidstern links unten im Bild. Und: hier können Kinder (und Erwachsene) Jesus die Hand geben. Trauen Sie sich.

Dritte Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
Beobachten Sie die Veränderungen in der Darstellung des „Zusammenspiels“ Jesu und des Kreuzbalkens (7. Station, 9. Station)

Vierte Station: Jesus begegnet seiner Mutter
Erstmalig taucht hier Mutter Teresa von Kalkutta auf, die mit ihren Schwestern Kranke und Sterbende in den Slums Indiens begleitet hat.

Fünfte Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
Als Begleiter der von den deutschen Besatzern Frankreichs im Zweiten Weltkrieg zum Tode Verurteilten wurde der aus Neheim (Arnsberg) geborene Priester Franz Stock (1904-1948) bekannt. Am Ende des Kriegs übernahm er die Leitung des „Priesterseminars hinter Stacheldraht“ in Chartres. Bis heute wird Abbé Franz Stock in Frankreich hochverehrt. Zurzeit läuft ein Seligsprechungsverfahren in Rom. Franz Stock wird durch Soutane, Militärstiefel und eine Plakette mit der Aussage des späteren Papstes Johannes XXIII. identifiziert.

Zehnte Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt
Jesus ist hilflos dem Soldaten ausgeliefert, der die Kampf-Uniform eines heutigen deutschen Polizisten trägt.
Links im Bild hinter Jesus der Kopf von Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910), dem langjährigen Leiter der „Evangelischen Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische“ (später in „Bethel“ umbenannt) in Gadderbaum bei Bielefeld. Er hat sich den am Rand Stehenden zugewandt.

Elfte Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt
Maximilian Kolbe (1894-1941), Franziskaner, ist im KZ Auschwitz für einen Familienvater in den „Hungerbunker“ gegangen und dann vergiftet worden.

Zwölfte Station: Jesus stirbt am Kreuz
Maria ist erneut durch Mutter Teresa verkörpert, der Jünger Johannes durch Franziskus von Assisi (1182-1226). Bert Gerresheim ist Mitglied des Dritten Ordens der Franziskaner und ein glühender Verehrer des Hl. Franziskus.

Dreizehnte Station: Der Leichnam Jesu wird vom Kreuz abgenommen
Papst Johannes Paul II. (1920-2005) ist Josef von Arimathäa, der den Leichnam Jesu mit seiner Mutter zusammen birgt und in ein Grab legt. Die Mitra zu seinen Füßen ist von einem Rosenkranz begleitet. In der Mitra erkennt man eine Wallfahrtsmedaille des Marienwallfahrtsortes Kevelaer mit dem Datum, an dem Johannes Paul II. dort gebetet hat.

Vierzehnte Station: Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt
Jesus sprengt – im Wortsinn – den Rahmen in drei Dimensionen.

Text: Wilfried Joh. Schacker

Kreuzweg Heilig Geist