Gottesdienst zuhause
Hilfen zur Feier der Kar- und Ostertage zuhause
In diesem Jahr ist es nicht möglich, dass Menschen in den Kirchen zusammenkommen, um das Hochfest der Auferstehung unseres Herrn zu feiern. Dennoch ist Ostern. Dennoch ist Auferstehung Wirklichkeit. Hier finden Sie die kommende Zeit Texte und Anregungen, um zuhause zu beten, nachzudenken und auf diese Weise im Kreis der Familie oder auch allein Ostern zu feiern.
Palmsonntag
Das Evangelium der Palmweihe beginnt mit dem Satz: »Nach dieser Rede zog Jesus weiter und ging nach Jerusalem hinauf« (Lk 19, 28).
Die Kirche nimmt gleich in der Eröffnung der Liturgie dieses Tages ihre Antwort auf das Evangelium vorweg, indem sie sagt: Folgen wir dem Herrn nach.
Das Thema des Palmsonntags ist damit klar formuliert. Es heißt: Nachfolge. Christsein ist ein Weg, besser gesagt: eine Wanderschaft, ein Mitgehen mit Jesus Christus. Ein Gehen in die Richtung, die er uns vorgegeben hat und vorgibt.
Was ist das für eine Richtung? Wie findet man sie? Der Satz unseres Evangeliums macht dazu zwei Angaben. Als erstes sagt er: Er ist ein Aufstieg.
Das gilt zunächst ganz praktisch. Jericho, wo der letzte Teil der Pilgerschaft Jesu begann, liegt 250 Meter unter dem Meeresspiegel, Jerusalem – das Ziel des Weges – 740 bis 780 Meter über dem Meer: ein Aufstieg von fast 1000 Metern.
Aber dieser äußere Weg ist vor allem ein Bild für die innere Bewegung der Existenz, die sich in der Nachfolge Christi vollzieht.
Lyrik
ein Ölzweig
schnell vom Baum gerissen
macht noch keinen Frieden
die begeisterte Menge
ist wankelmütig
und hängt ihre Palmen
nach dem Wind
so schnell
lässt man dich fallen
du kommst auf keinen
grünen Zweig mehr
jetzt wartet
Totholz auf dich
(Andreas Knapp)
Gebet
Jetzt Zweige in den Händen und dann den Essigschwamm.
Jetzt Hymnen auf den Lippen und dann Hohn und Spott
Jetzt begeisterte Zustimmung im Herzen und dann Hass und Ablehnung
Gott, wie wankelmütig sind wir doch!
Wie eine Fahne im Wind. Gib uns festen Stand, Mut und Kraft Treue und Dienstbereitschaft. Nimm uns die Angst vor den anderen.
Lass uns mit Jesus Christus gehen und dem göttlichen Leben verpflichtet sein bis zum Tode.
Lass uns die Zweige nicht verbergen, wenn die Verführer kommen
Lass unsere Lippen nicht verstummen, wenn die Verfolger kommen
Lass uns die Zustimmung nicht verleugnen, wenn die Mörder kommen. Amen.
Gründonnerstag
In jedem Gottesdienst wird uns vor Augen geführt, wie das Runde Risse bekommt und zerbricht: Das Brot, die runde Hostie, wird gebrochen.
In unserer Jagd nach Ganzheitlichkeit werden wir im Brot-Brechen mit dem Gegenteiligen konfrontiert, mit einem Zeichen, das besagt:
Das Ganze ist im Teil enthalten.
Der Leib des Herrn zerbricht in zahllose Teile, aber in jedem Teil ist er voll da.
Der Ganzheitswahn überfordert Menschen an ihren Arbeitsplätzen und nicht weniger in den Familien und in den Beziehungen:
Wir brechen das Brot im Gedenken an den, der kommen wird in Herrlichkeit.
Wir teilen uns die Bruchstücke unseres Glaubens mit und finden genug Nahrung darin.
(Bernd Mönkebüscher)
Lyrik
er füllt wasser
in die krüge
zum waschen der füße
der herr wird zum knecht
das wasser zu wein
das flüchtige brot zur leibspeise
die knechte zu freunden
der wein zu blut
und der tod
(Andreas Knapp)
Gebet
Jesus, lebendiger Christus, wir sehen dich aus der Ferne und über den unendlichen Abstand der Zeit.
Wir hören dich. Wir versuchen dich zu verstehen, zu begreifen, wer du bist.
Lass uns mit dir gehen.
Du bist anders als andere Menschen. Stärker und schwächer. Erhabener und geringer.
Du verkündest die Ehre Gottes und begleitest die Verachteten unter den Menschen.
Du bringst die Kraft Gottes und bist schwach mit den Schwachen.
Du schaffst Freiheit und lässt dich binden für die Gebundenen.
Du stehst an Gottes Stelle und vertrittst doch die Schuldigen.
Du scheidest zwischen Wahrheit und Lüge und nimmst die Gescheiterten in Schutz vor dem Recht der Rechtschaffenen.
Du brauchst keine Gewalt und weichst dem Opfer nicht aus.
Lass uns mit dir gehen. Dich begleiten.
Gib uns Licht aus deiner Güte. Mach uns dir gleich, damit wir Menschen werden.
Meister des Lebens, an dir sehen wir, was es heißt, Mensch zu sein.
Durch dein Antlitz hindurch schauen wir das Antlitz Gottes.
Wo du bist, verwandelt sich die Welt.
Wandle auch uns. Mache uns zu Menschen.
Christus, wir glauben. Hilf unserem Unglauben. Amen.
Karfreitag
Karfreitag ist ein Feiertag.
Wir feiern nicht das Sterben des Gottessohnes, der ans Kreuz geschlagen wird, sondern wir feiern, dass Gott uns so sehr liebt, dass er in all unsere Dunkelheiten hineinkommt.
Der liturgische Kalender der Kirche sagt nicht, dass wir alle diese Erfahrung an genau diesem Tag machen müssen. Er sagt vielmehr, jeder macht diese Erfahrung ganz alleine und individuell, an welchem Tag des Jahres auch immer.
Aber an diesem Tag bringen wir alle miteinander diese Erfahrung in eine Form, geben ihr einen Ausdruck – die Erfahrung, dass Gott das Leid der Menschen nicht wegnimmt, nicht wegnehmen kann, aber er ist mittendrin. Das ist es, was wir an Karfreitag feiern.
Für mich kommt es darauf an, dass ich in diesem Gottesdienst meinen Karfreitag vom 11. Juni, dem 5. Oktober und dem 3. Januar vor Gott bringe – und dass ich erleben darf, dass Gott selbst mir in all meinen Karfreitagen nahe ist.
Lyrik
karfreitag
er kruzifixiert
damit wir ganz gelöst sind
er entblößt
damit wir uns nicht zu schämen brauchen
er zur schau gestellt
damit wir uns sehen lassen können
er unser notnagel
damit wir nicht abstürzen
er gescheitert gestorben
damit wir unsere zerbrechlichkeit leben können.
(Andreas Knapp)
Gebet
Herr Jesus Christus, wir feiern heute deinen Tod am Kreuz.
Wie können wir deinen Tod feiern? Sollen wir ihn nicht lieber betrauern?
Doch du selbst lädst uns ein, gemeinsam mit der Kirche dein Kreuz zu feiern und zu verehren. Dein Kreuz zeigt uns dass du alles in uns liebst, dass deine Liebe in alle Gegensätze unseres Leibes und unserer Seele hineinströmet.
Es gibt nichts in mir, was nicht angenommen ist.
So schenkst du mir mit deinem Kreuz das Vertrauen, dass ich ganz und gar geliebt bin und dass mich nichts an deiner Liebe zu trennen vermag.
So feiern wir am Karfreitag, dass deine Liebe stärker ist als der Tod.
Deine ausgestreckten Arme am Kreuz sind eine Geste der liebenden Umarmung.
Alle sind uns ist von deiner Liebe berührt. Deine Arme laden mich ein, mich in deiner Liebe zu bergen.
Verwandle mein Kreuz und die Kreuze der Welt, damit an ihnen deine Liebe aufleuchtet. Amen.
Karsamstag
„Wer, wenn ich schrie, hörte mich denn?“ schrieb Rainer Maria Rilke in einem seiner Gedichte. Das Klagen haben wir verlernt. Klagen heisst nicht Jammern! Im Klagen steckt ein Veränderungspotential. Da drück ich aus, was mich schmerzt, was mich aufwühlt, was mir Lebenskraft nimmt. Wir brauchen eine neue Trauer- und Klagekultur. Räume, wo die Schwester der Trauer, die Wut, auch ihren Platz hat. Die biblischen Klage – und Fluchpsalmen erinnern uns an diese lebensfördernde Dimension, die auch in einem Gottesdienst einen neunen Stellenwert erhalten kann.
Lyrik
requiem
immer schon
sitzen wir im wartezimmer des todes
der nächste bitte
niemand in dir treuer
als dein tod
er vergisst dich nicht
und wenn er über dich kommt
schließ die augen
wie zum kuss
lass dich in seine arme sinken
wie eine untergehende insel
in den rausch der wogen
wohin du gesunken bist
reicht kein licht hinab
selbst die liebste kann
nicht zu dir hinuntertauschen
was wissen wir lebenden denn
von den untiefen des todes
oder ruhst du
im grunde
(Andreas Knapp)
Gebet
Herr Jesus Christus, du bist nicht nur für uns gestorben. Du warst auch tot. Du hast drei Tage im Grab gelegen. Am Karsamstag gedenken wir deines Totseins. Du bist im Tod hinabgestiegen zu den Toten und hast sie zum Licht geführt. Du bist am Karsamstag auch in die Unterwelt meiner eigenen Schatten hinabgestiegen, um all das Verdrängte, das Dunkle und das Chaotische in mir zu berühren und zu verwandeln. Du nimmst das Tote und Erstarrte in mir in deine Hand und weckst es zu neuem Leben. Du brichst die Tore des Kerkers auf. Du zerbrichst die Ketten, die mich gefangen halten, um mich in die Freiheit zu führen. So halte ich dir im Gebet meine Wahrheit hin, meine unterdrückten und verdrängten Seiten, mein inneres Durcheinander, meine Dunkelheit und all das Erstarrte und Tote in mir. Ich vertraue darauf, dass du alles in mir berührst und zum Leben auferweckst. Amen.
Osternacht
Kluge Osterpredigten fangen meist an, indem die Predigenden fragen:
Wo denn? Wann denn? Wie denn?
Sie fragen: Wo ist denn der Tod verschlungen? Überall ist doch sein Rachen aufgesperrt. Die Fragen sind ja nicht überflüssig, das Leben stellt sie selber.
Darum sind gute Osterpredigten schwerer als Karfreitagspredigten.
Was Ostern zu sagen ist, ist weniger ersichtlich und weniger handgreiflich.
Die Osterlieder, die klüger sind als die Osterpredigten, stellen keine Fragen.
Sie behaupten: Das Leben hat den Tod verschlungen.
Das ist die Frechheit des Glaubens, der sich nicht damit erschöpft, ‚morgen oder übermorgen‘ zu sagen; der behauptet: Jetzt! Heute ist er ‚durch des Todes Tür gebrochen.‘ Wir sind nicht ewig Morgige, die nicht mehr haben als ihr sehnsüchtiges Warten. HEUTE triumphiert Gottes Sohn, der von dem Tod erstanden ist.
Ostern heißt: Wir haben eine Herkunft, nicht nur eine Zukunft. Nach Fulbert Steffensky
Lyrik
ostern
im anfang
war der tod
und der tod war alles
und alles war tot
doch dann das wort
liebeserklärung an das leben
und die tot materie
ist fleisch geworden
der tod aber
sitzt tief
und untergräbt
das leben
wenn ER aber
das wort ist
dann hält er wort
behält das letzte wort
(Andreas Knapp)
Gebet
Auferstandener Herr Jesus Christus, schenke mir heute Anteil an deiner Auferstehung. Nimm du mich an der Hand und führe mich heraus aus dem Grab meiner Angst und meiner Resignation, aus dem Grab meiner Dunkelheit und meiner Verzweiflung. Sende mir deinen Engel, damit er den Stein wegwälzt, der mich blockiert und mich im Grab halten will. Führe mich hinein in die Weite und Freiheit deiner Auferstehung. Erfülle mich heute an Ostern immer mehr mit deiner Liebe, die stärker ist als der Tod, stärker als der Konflikt, der mich lähmt, stärker als die Erstarrung, die ich in mir spüre, stärker als die Beziehungslosigkeit, unter der ich leide. Lass mich an Ostern voll Vertrauen aufstehen in das Leben, das du mir hier zugedacht hast, in das ewige Leben, das auch durch den Tod nicht mehr zerstört werden kann, weil es jetzt schon teilhat an deiner Auferstehung.
Ostermagazin des Bistums
Mit dem Beileger zur Osterausgabe der Tageszeitungen möchte das Erzbistum die Menschen in dieser doch anderen Osterzeit besonders ansprechen. Zum einen mit der Ostergeschichte, einem Gebet, einem Vorschlag für einen Hausgottesdienst sowie Hinweisen zu Übertragungen des Triduums und weiterer Gottesdienste. Zum anderen mit exemplarischen Angeboten des Erzbistums, seiner Gemeinden und Einrichtungen.
Hier finden Sie den Beileger zum Download.
Auf der Internetseite des Bistums finden Sie auch ein Osterspecial mit Texten und Anregungen zur Osterfeier.