Sehr oft wird der Islam als Unterwerfungsreligion (miss-) verstanden. Als Konsequenz daraus wird der Mensch als ein in religiöser Hinsicht bevormundetes Wesen aufgefasst, als ein fremdgesteuertes Objekt der Religion, das sich deren Gesetzen unterwerfen muss. Nach diesem Verständnis bleibt kaum Raum für kritisches Denken oder reflektiertes Hinterfragen. Der Mensch führt dann nur das aus, was ihm auferlegt wird.
In seinem Vortrag über das Menschenbild im Islam zeichnet Mouhanad Khorchide ein völlig anderes Bild des Menschen im Islam, das von den Gedanken der Freiheit geprägt ist. Demnach ist der Mensch ein selbstbestimmtes Subjekt, das keineswegs von Gott bzw. der Religion bevormundet wird, sondern das mit Willensfreiheit ausgestattet ist, weshalb Gott sich auf den Menschen als Statthalter (arab. Kalif) verlässt, der Verantwortung für sich und die Schöpfung trägt. Freiheit impliziert aber auch das Risiko des Missbrauchs.
In seinem Vortrag geht Khorchide im ersten Schritt auf die theologischen Differenzen und Argumente beider Menschenbilder ein: der Mensch als mündiges Subjekt vs. der Mensch als bevormundetes Objekt der Religion. Im zweiten Schritt bespricht er die sozialen und gesellschaftspolitischen Konsequenzen beider Menschenbilder und deren Implikationen für das Zusammenleben in einer modernen und pluralen Gesellschaft.
Referent: Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Univ. Münster
Eine Veranstaltung des kbw und des Bildpunktes in Kooperation mit dem Ev. Forum Westfalen.