Erinnerung und Verantwortung

Erinnerung und Verantwortung

Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB zum 9. November 1938 und zur Solidarität mit den Juden

Paderborn (pdp). „Judenfeindlichkeit ist erschütternd und zugleich beschämend. Antisemitismus haben wir in der Geschichte erlebt, aber erschreckenderweise erleben wir ihn auch heute noch, als würden wir aus unserer Geschichte nichts lernen. Gerade deshalb sind Erinnerung und Gedenken unerlässlich.“ Mit diesen Worten mahnt Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB an die sogenannte „Reichspogromnacht“ vom 9. November 1938, aber auch an die Tatsache, dass aktuelle Nachrichten über Übergriffe gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger mittlerweile wieder zum Alltag gehören.

Die Zahl von Angriffen und Vorfällen mit antisemitischem Hintergrund ist hoch und der Hass zieht sich durch alle Bereiche des täglichen Lebens. Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger werden beleidigt, bespuckt, bedroht, attackiert – wegen ihres Glaubens und weil sie als Juden erkennbar sind oder für solche gehalten werden. Eine Statistik des Bundeskriminalamtes listet 442 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund zwischen Januar und Juni 2019 auf. Anfang Oktober war der antisemitische Anschlag in Halle mit zwei Toten ein trauriger Höhepunkt dieser Entwicklung.

Erinnerungskultur gegen das Vergessen

„Die Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten, Gewalt und Terror bis hin zur Shoah dürfen niemals vergessen werden“, ist Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB überzeugt. Vergessen werden dürfe dabei allerdings nicht, dass so manches Ressentiment gegen Juden auch christlich-kirchliche Wurzeln habe und dass Christen und Kirche hier Schuld auf sich geladen haben und Verantwortung tragen. Auch deshalb sei es unerlässlich, sich gegen jegliche Form von Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu stellen. „Wir dürfen nicht wegsehen, wenn Antisemitismus und Judenfeindlichkeit heute wieder neu in Deutschland entstehen und sich verstärkt ausbreiten.“ Eine lebendige Erinnerungskultur diene dazu, sich gegen das Vergessen und für ein freies und friedliches Miteinander in Gegenwart und Zukunft einzusetzen.

Bund mit Gott

„Als Christen stehen wir für andere Menschen ein und sind solidarisch mit ihnen, so auch für unsere älteren Geschwister im Bund mit dem lebensschaffenden und befreienden Gott“, bekräftigt Weihbischof Dominicus. Die Erinnerung wach zu halten, sei für Christen wesentlich und sei der Grund, das Menschenmöglichste zu tun, um solche Gräueltaten und Verbrechen zu verhindern. „Kein Mensch darf aufgrund seiner Religion oder seines kulturellen Hintergrundes beleidigt, beschimpft, benachteiligt, ausgegrenzt oder gar verfolgt werden.“


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