Der „Treffpunkt Eine Welt“ –  Ein Abschied

Der „Treffpunkt Eine Welt“ – Ein Abschied

1983, also vor 37 Jahren, haben sich einige Familien aus der Gemeinde St. Johannes Baptist zusammengetan, weil sie über die Ungerechtigkeiten in der Welt, insbesondere gegenüber dem globalen Süden, nicht nur reden wollten, sie wollten auch handeln. Es war die Zeit, da immer mehr Menschen bewusst wurde, wie ungerecht die Handelsbeziehungen zwischen der „Ersten“ Welt und der „Dritten“ Welt waren mit dem einseitigen Transfer von Rohstoffen zu Preisen, die den Menschen in diesen Ländern kein menschenwürdiges Auskommen und den Staaten keine nachhaltige Entwicklung ermöglichten. Es war die Zeit, als Initiativen vor allem aus dem Raum der christlichen Kirchen begannen, ein anderes Modell der Handelsbeziehungen zu etablieren, das auf Fairness gegenüber den Produzenten ausgerichtet war.
Die Gruppe in Schildesche wollte unter fairen Bedingungen produzierte und gehandelte Waren unter dem Namen „Treffpunkt Dritte Welt“ direkt zu den Menschen in Schildesche bringen. Es ging also auch darum, der Gemeinde einen sonntäglichen Treffpunkt zu bieten, um sich bei Kaffee oder Tee für einen Moment zusammenzusetzen und sich über Gott und die Welt (im wahrsten Sinne des Wortes) auszutauschen.
Regelmäßig gab es über viele Jahre Angebote zu vertiefenden Gesprächen und Hintergrundinformationen mit und von Gästen. Jährlich wurden in den Anfangsjahren die Ladengeburtstage mit einer Einladung an die Gemeinde gefeiert.
Als Ausdruck der neuen Sicht auf die Verhältnisse in dieser Welt wurde der Name des Treffpunkts in den neunziger Jahren geändert: „Treffpunkt EINE Welt“ verdeutlicht den Anspruch, dem Anderen als gleichberechtigt und auf Augenhöhe in dieser EINEN Welt zu begegnen.
Nach dem Ausscheiden der „Gründergeneration“ konnte der Treffpunkt mit einer neuen Besetzung weitergeführt werden.
Überschüsse aus dem Verkauf kamen immer Projekten der Entwicklungszusammenarbeit von Partnern wie Misereor, der Franziskaner-Mission und der Jesuiten zugute, fast 15 Jahre lang wurde über die Kindernothilfe die Entwicklung zweier Kinder und ihrer Familien mit monatlichen Beträgen unterstützt. Auf diese Weise wurden zusätzlich einige tausend Euro den Menschen in diesen Regionen zur Verfügung gestellt.
Die Auswahl der Waren hat sich im Laufe der Zeit verändert, weil sich die Kaufinteressen der Kund*innen verändert haben. Leider hat sich die Nachfrage der Angebote „Treffpunkt“ und „Verkauf fairer Waren“ in den letzten Jahren deutlich reduziert. Ursache ist sicher auch, dass es fair produzierte und gehandelte Waren inzwischen glücklicherweise in vielen Supermärkten zu kaufen gibt. Diese Tatsache wie weitere Gründe haben uns dazu bewogen, den Verkauf im „Treffpunkt Eine Welt“ aufzugeben. Dass dieser Abschied so sang- und klanglos vonstattengeht, ist der gegenwärtigen Situation geschuldet. Wir hätten uns als Gruppe einen anderen Abschied gewünscht!
Unser Dank gilt allen ehemaligen und aktuellen Helfer*innen, die dafür gesorgt haben, dass der „Treffpunkt“ in 37 Jahren an fast jedem Sonntag geöffnet war. Danke sagen wir vor allem aber auch den vielen Kund*innen, die mit ihrem Einkauf dafür gesorgt haben, dass die Welt ein klein wenig gerechter geworden ist. Aber auch hier stellen wir fest: Der Fortschritt ist eine Schnecke! Der Anteil des Fairen Handels wächst, aber er wächst langsam. Wir bitten Sie deshalb, beim Einkauf zu Produkten zu greifen, die dem Anspruch des Respektes gegenüber den Produzenten gerecht werden, die ohne deren Ausbeutung in die Regale unserer Geschäfte gelangt sind.
Ob es weiterhin – sobald das wieder möglich sein wird – nach den Gottesdiensten einen Treffpunkt ohne Verkauf geben wird, ist noch nicht entschieden.


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