Gottesdienst zuhause
Hilfen zur Feier der Sonntage der Fastenzeit zuhause
Nicht für alle ist es möglich, die Gottesdienste in unseren Kirchen zu besuchen. Hier finden Sie Impulse für die Sonntage der Fastenzeit, mit denen Sie auch zuhause den Weg auf Ostern zu gehen können.
1. Fastensonntag
In einigen Kirchen unseres Pastoralverbundes hängt das neue MISEREOR-Hungertuch. Es trägt den Titel „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“. Das Wort aus dem Psalm 31 will Mut machen, auf eigenen Füßen stehend neue Wege zu gehen und Schritte in die Zukunft zu wagen.
So ist auf dem Hungertuchbild ein menschlicher Fuß zu sehen, der verletzt, gebrochen ist. Jeder, der nach einem Fuß- oder Beinbruch wieder begonnen hat, erste Schritte zu gehen, weiß, dass es Mut braucht, und dass die Angst, wieder zu stürzen, überwunden werden muss.
Die 40 Tage der Fastenzeit sollen die Angst vor den neuen Schritten nehmen. Dazu gibt Gott den weiten Raum, der es ermöglicht, auch unkonventionelles auszuprobieren. Machen wir uns auf den Weg!
Pfarrer Norbert Nacke
Psalm 31
HERR, bei dir habe ich mich geborgen. Lass mich nicht zuschanden werden in Ewigkeit; rette mich in deiner Gerechtigkeit!
Neige dein Ohr mir zu, erlöse mich eilends! Sei mir ein schützender Fels, ein festes Haus, mich zu retten!
Denn du bist mein Fels und meine Festung; um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten.
Du wirst mich befreien aus dem Netz, das sie mir heimlich legten; denn du bist meine Zuflucht.
In deine Hand lege ich voll Vertrauen meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du Gott der Treue.
Verhasst waren mir, die nichtige Götzen verehren, ich setze auf den HERRN mein Vertrauen.
Ich will jubeln und deiner Huld mich freuen; denn du hast mein Elend angesehn, du kanntest die Ängste meiner Seele.
Du hast mich nicht preisgegeben der Hand meines Feindes, du stelltest meine Füße in weiten Raum.
(Ps 31 2-9)
Gebet
Gott des Lebens,
wunderbar hast du unsere Füße geschaffen,
sie sind wahre Kunstwerke.
Einen guten Stand haben,
gehen dürfen,
Schritt für Schritt voran kommen –
das sind Erfahrungen, die uns guttun.
Wir danken dir, Gott, für unsere Füße.
Die Weite lockt uns:
uns nach vorne wagen
in bisher unbekanntes Land.
Am Horizont das Ziel ahnen,
das Haus, wo wir ankommen dürfen
und Heimat finden.
Wir wagen es, Gott, mit deiner Hilfe,
unseren Weg zu gehen.
An unserer Seite wissen wir
treue Freunde, die uns begleiten.
Dankbar sind wir
für unseren Wegbegleiter Jesus,
der alle Wege mit uns geht,
sogar die Wege in Angst und Einsamkeit
und den Weg durch das Tal des Todes.
So wie du, Gott, ihn geführt hast
zum ewigen Leben,
so wird er uns führen
auf dem Weg zu dir.
Dank dir für Jesus, unseren Bruder.
(MISEREOR)
2. Fastensonntag
Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. (Galater 3,27)
Hier sehen Sie zwei Taufkleider, ja zwei: Das eine wurde schon von manchem Kind getragen, das zweite nur ganz selten mal von einer erwachsenen Person zur Taufe. Aber regelmäßig trage ich das zweite Gewand bei der Eucharistiefeier. Es ist das Grundgewand, das mich an meine Taufe erinnert und damit an die Verbindung zu Jesus Christus in seiner göttlichen Herrlichkeit.
Im Evangelium ist zu lesen:
Jesus nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein.
Und er wurde vor ihnen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
Die Kleidung Jesu in seiner göttlichen Herrlichkeit ist die Vorlage zum Kleid, das jedem neugetauften Menschen nach der Taufe angelegt wird.
Krankenhauspfarrer Peter Schäfer
Gebet
Herr,
du hast uns im Sakrament an der Herrlichkeit deines Sohnes Anteil gegeben.
Wir danken dir, dass du uns schon auf Erden teilnehmen lässt an dem, was droben ist.
Durch Christus, unseren Herrn.
Amen.
Gottesdienstidee
Wenn es Ihnen möglich ist, holen Sie ein Foto von einer Tauffeier in Ihrer Familie hervor oder gar ein Taufkleid.
Lesen Sie nochmal das Evangelium vom heutigen Sonntag. (Markus 9,2-10)
Lassen Sie die Worte in Stille bei sich ankommen.
Beten Sie dann für sich den Psalm 8, wenn Sie nicht allein sind, im Wechsel.
Nehmen Sie alle Menschen dann mit dem Vater unser ins Gebet.
Sie können dann mit dem Schlussgebet von diesem 2. Fastensonntag für Ihre Taufe danken.
3. Fastensonntag
Am heutigen Sonntag möchte ich Sie zu einer „Lectio divina“ einladen. Die „Lectio divina“ – die betende Schriftlesung – ist ein sehr alter und sicherer Weg, auf dem sich der/die Glaubende Gott nähert, um sein Wort zu lesen, zu meditieren, darüber zu beten und dann, wenn Gott will, im wortlosen „Bei – Ihm – Sein“ zu verweilen. Ziel dieser Lesung ist also immer die Begegnung mit Gott in seinem Wort und nicht die Wissensvermittlung bzw. theologische Auseinandersetzung.
Beginnen Sie mit einem Gebet.
Lesen Sie die Schriftstelle Joh 2, 13 – 25 langsam durch. Um dem Schriftwort „zu erlauben“, bei Ihnen anzukommen, kann es eine Hilfe sein, den Text laut zu lesen.
Verweilen Sie bei den Worten oder Sätzen, die Sie ansprechen oder die Ihren Widerspruch hervorrufen.
Sie können auch zu zentralen Stichworten aus dem Text Assoziationen, Gedanken, Gefühle, Erinnerungen in sich aufsteigen lassen…
Versuchen Sie wahrzunehmen, was diese Worte in Ihnen auslösen, wachrufen oder anstoßen.
Kommen Sie mit Gott darüber ins Gespräch.
Welcher Impuls geht von diesem Text für Sie heute aus?
Beenden Sie Ihre „Lectio divina“ mit einem Gebet.
Gemeindereferentin Regina Beissel
Ein Gebet zum Anfang
Hier bin ich, Gott vor dir, so wie ich bin –
mit meiner Sehnsucht, meiner Hoffnung,
meiner Freude, meinem Ärger, meiner Müdigkeit….
Hilf mir zu sehen, was du mir jetzt zeigen möchtest,
zu hören, was du mir jetzt sagen möchtest,
zu spüren, dass du mit mir gehst und bei mir bleibst –
so bin ich jetzt vor dir. Amen.
(Dag Hammarskjöld)
Evangelium
Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern; das Geld der Wechsler schüttete er aus, ihre Tische stieß er um und zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht: Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.
Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm: Welches Zeichen lässt du uns sehen, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat. Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen war.
(Joh 2, 13 – 25)
4. Fastensonntag
Finale
Als erste löste sich eine goldene Zierleiste oben vom linken Seitenaltar und fiel, kaum hörbar, auf das blasse, mit Spitzen besetzte Tuch, darauf „Ora pro nobis“ zu lesen. … Die Blumen begannen zu welken, es löschten die Kerzen der Andacht ihr Licht. Besorgt zog die Madonna ihr Kind an sich und hob die Augen bekümmert über die leeren Bänke.
Da klappten die vier Evangelisten die Bücher zu an der Kanzel. Es hat keinen Zweck mehr, sollte das heißen, wer braucht uns denn noch?
Wir kommen erst wieder, wenn ihr begreift, was euch fehlt und Verlangen habt nach dem lebendigen Wort! …
Ein Schatten lief hin über das Jüngste Gericht an der Decke.
Es zuckte noch einmal das Ewige Licht, ehe die erste Säule zu wanken begann und das Gewölbe krachend herniederbrach in einer Wolke von Staub. Davon erwachte das ahnungslose Dorf.
Lothar Zenetti
Evangelium
Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.
Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse.
Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden.
Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.
(Joh 3 14-21)
Gedanken
„Wir kommen erst wieder, wenn ihr begreift, was euch fehlt!“
Der Evangelist Johannes bringt uns heute mit dem jüdischen Gesetzeslehrer Nicodemus in Kontakt.
Jesus wird später dieser ganzen Gruppe der Gesetzeslehrer vorwerfen, dass sie zwar glauben und erklären können, aber so, dass sie immer schon selbst wissen, dass Gott ihnen nichts Neues vermitteln kann. Bei solchen „Gottesbesitzern“ ist alles gestorbenes Wort und gegenwärtiges Gerede. Immerhin, Nicodemus stellt persönliche Fragen.
Kann ich noch die Fragen stellen, die mich in meinem Glauben herausfordern?
Pastor und so … Herbert Bittis
5. Fastensonntag
Aber wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen. Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde.
(Joh 12, 32-33)
Wenn wir in unsere Kirchen kommen, sehen wir für gewöhnlich Kreuze. Wenn wir in die Natur gehen, um beispielsweise einen Spaziergang zu unternehmen, begegnen uns an Weggabelungen sog. Wegkreuze und auch zuhause haben wir evtl. Kreuze hängen. Wie ist das? Haben wir uns an den Anblick des Gekreuzigten schon gewöhnt? Habe wir uns an ihm satt gesehen? Sehen wir ihn als selbstverständlich an?
Ich möchte Ihnen von einem Erlebnis erzählen: Während meiner Studienzeit bekam ich an einem Samstagabend Besuch von einer guten Freundin. Sie warf einen Blick auf das Kreuz an meiner Wand und fragte mich ganz offen: „Sag mal, findest du es nicht makaber, sich sowas an die Wand zu hängen?“ Ich entgegnete ihr: „Was meinst du?“ Sie erwiderte: „So´n Kreuz ist doch ein Hinrichtungswerkzeug; wieso hängst du dir sowas an die Wand?“ Über diese Aussage war ich ehrlich gesagt sehr verwundert, ja, nahezu erschrocken, weil ich mich dabei ertappt gefühlt habe, wie selbstverständlich und gewöhnlich ich das Kreuz selbst wahrnehme. Ich gab ihr zur Antwort: „Weißt du, da hast du völlig recht; es ist makaber. Und noch makaberer ist, dass Christen daran glauben, dass Jesus, der Sohn Gottes, für alle Menschen am Kreuz gestorben ist, um sie zu erlösen; das ist wirklich unfassbar“.
Ich lade Sie dazu ein: wenn Sie das nächste Mal an einem Kreuz vorbeigehen oder zuhause oder egal wo mit ihm in Blickkontakt geraten, meditieren sie einmal folgenden Gedanken:
„Im großen Spiegel der Natur siehst du des großen Gottes Spur,
doch willst du Ihn noch größer sehn, so bleib vor seinem Kreuze stehn“.
Pastoralpraktikant Andreas Todt