Pastoralwerkstatt der Dekanate Bielefeld-Lippe und Herford-Minden

Pastoralwerkstatt der Dekanate Bielefeld-Lippe und Herford-Minden

Zukunft Kirche 2035: Kleiner, offener und Konzentration auf das Wesentliche

Pastoralwerkstatt in Bielefeld: Veranstaltung mit Bistumsspitze und Dekanatsvertretenden auf Zukunftskurs

Zur Diskussion über die Zukunft der katholischen Kirche begrüßten die Dekanatsreferenten Martin Decking und Peter Pütz die über 100 Teilnehmenden im Tagungszentrum Haus Neuland in der Senne bei Bielefeld, die zu einer Pastoralwerkstatt des Zukunftsprogramms „Diözesaner Weg 2030+“ zusammengekommen waren. Neben vielen hauptamtlich Tätigen waren in der Mehrheit engagierte Laien aus den Kirchengemeinden zwischen Lübbecke und Lügde erschienen. Darunter war auch eine Delegation unseres Pastoralverbundes Bielefeld Mitte-Nord-West mit (von links nach rechts) André Steltig (Kirchenvorstand St. Johannes Baptist), Anke Wienhues (Gemeindereferentin), Norbert Nacke (Pfarrer), Regina Beissel (Gemeindereferentin), Adina Hollenhorst (Gemeindereferentin), Valentina Dopheide (Kirchenvorstand Christkönig), Beate Klasen (Pfarrgemeinderat Heilig Geist), Benedikt Getta (Pfarrgemeinderat St. Jodokus) und Herbert Bittis (Pastor im Pastoralverbund).

Stellvertretend für die 140.000 Katholikinnen und Katholiken in den Dekanaten Bielefeld-Lippe sowie Herford-Minden appellierten Pütz und Decking die Veranstaltungsreihe der Pastoralwerkstätten intensiv zu nutzen, da die katholische Kirche sich heute schon auf die Zukunft einstellen muss. „Wir müssen heute Lernen, was uns weiterhilft, um die Richtung finden, wie Strukturen und Evangelisierung in Zukunft gehen. Wir müssen aber auch Impulse in Richtung Bistumsspitze in Paderborn geben“, so Dekanatsreferent Pütz.

Die Veranstaltung war mit dem Diözesanadministrator Monsignore Dr. Michael Bredeck und seinem Vertreter Prälat Thomas Dornseifer, die die Bistumsspitze in Paderborn vertreten, bis ein neuer Bischof ernannt ist, prominent besetzt.

(von links nach rechts: Warum Kirche eine Zukunft hat? Podiumsdiskussion mit Dechant Gerald Haringhaus, Dechant Norbert Nacke, Diözesanadministrator Msgr. Dr. Michael Bredeck, Prälat Thomas Dornseifer, Dr. Annegret Meyer, Prozessleitung Diözesaner Weg 2030+)

Weniger Kirchenmitglieder, weniger Priester, weniger Mittel und mehr Kirchenaustritte: Auf der Basis heutiger Statistiken und Vorhersagen entwarf Dechant Norbert Nacke aus dem Dekanat Bielefeld-Lippe ein Zukunftsszenario für die katholische Kirche im Jahr 2035: „Das Deutschland der Zukunft wird ein multireligiöses und säkularisiertes Land sein.“ Die Gründe für eine geschwächte Kirche nennt Nacke schonungslos: „Die Missbrauchskrise hat die Kirche massiv beschädigt, dazu kommt der Umgang mit Geld, der Umgang mit Reformbewegungen oder queeren Menschen.“

Für den Dechanten steht die Kirche heute am Scheideweg: „Wir haben einen Kipppunkt erreicht, an dem es kein „Weiter so“ oder ein „Zurück in die Vergangenheit“ gibt. Aufgaben der Kirche müssen proirisiert werden.“ Was das konkret bedeuten kann, präsentierten die Dechanten Norbert Nacke und Gerald Haringhaus dann mit einem Zukunftsszenario für beide Dekanate: Das Erzbistum Paderborn verfügt 2035 über nur noch 40 bis 50 Prozent der heutigen Beschäftigten, die Dekanate sind aufgelöst und das Dekanatspersonal arbeitet in sogenannten „Zentren“.  In den Dekanaten Bielefeld-Lippe und Herford-Minden gibt es zwei Zentren mit jeweils drei Priestern, zwei Gemeindereferenten und zwei Mitarbeitenden für die Verwaltung.

In den Zentren wird es täglich Messen geben und es werden kirchliche Feiertage zelebriert. Es wird Kirchenmusik, Kunst und religiöse Bildung geboten. Zentren werden zu „Tankstellen“ neuer Ideen und Impulse. An den alten Kirchenstandorten gestalten ehrenamtliche Kräfte ein Gemeindeleben: „Dazu müssen Eigenverantwortung und Selbstorganisation gestärkt werden. Notwendig sind: Beteiligung, Befähigung, Begleitung und eine Feedbackkultur. 2035 richten sich die Angebote der Kirchengemeinden nach dem Engagement Freiwilliger vor Ort“, so Nacke. Noch stärker werden katholische Kitas, Altenheime, Sozialdienste oder Schulen Orte des religiösen Lebens sein.

Prälat Thomas Dornseifer forderte die Anwesenden zur Diskussion auf: „Die Zukunft ist offen. Wir besitzen keine Glaskugel und nicht jede Überlegung der Bistumsspitze ist Gesetz“. Diözesanadministrator Dr. Michael Bredeck rief für die kommende Zeit zu einem stärkeren Miteinander von Laien, Getauften und Priestern auf: „Geerbte, überlieferte Vorstellungen werden in Frage gestellt. Die Kirche muss Antworten geben: Was bedeutet Glaube?“ Bredeck forderte eine neue Beteiligungskultur: „Engagement in der Kirche muss Freude machen, Ehrenamtliche müssen mitentscheiden, nicht der, der am Geldhahn sitzt.“

Impulse setzte auch die „Prozessleitung Diözesaner Weg 2030+“: Dr. Annegret Meyer, Stephan Lange und Markus Freckmann, die den Veranstaltungstyp Pastoralwerkstatt zusammen mit den Dekanaten entwickelt haben. Dr. Annegret Meyer wünschte sich, dass zum „ehrlichen“ Szenario, ein guter Dialog gefunden wird, denn „Glaube braucht nicht nur großartige Ressourcen.“

In den anschließenden Arbeitsgruppen konnten alle Teilnehmenden offen ihre Zukunftsvorstellungen und welche Folgen dies für heute hat, präsentieren. In den Diskussionen und Debatten kristallisierten sich inhaltliche Schwerpunkte heraus: „Wir haben heute sehr viele gute Gedanken gehört. Das ging über gewinnen von Ehrenamtlichen, Talente erkennen und fördern bis hin zu mehr Kooperationen mit Umweltorganisationen, Verbänden und Vereinen. Vor allem soll es viel mehr Zusammenarbeit mit der der evangelischen Kirche geben. Offenheit ist eine ganz wichtige Forderung: Offene Räume schaffen, offen auf Nicht- oder Andersgläubige zugehen, neue offene Formen des Gottesdienstes finden“, bilanzierte Dekanatsreferent Decking am Ende der Veranstaltung.


Teile diesen Beitrag!
PastoralverbundPastoralwerkstatt der Dekanate Bielefeld-Lippe und Herford-Minden