Was ist mit der Kirche los?

Was ist mit der Kirche los?

Brief zur Fastenzeit: Erzbischof Hans-Josef Becker zum „Synodalen Weg“ der katholischen Kirche

„Die Kirche weiß sich als von Gott zusammengerufene Gemeinschaft. Sie ist kein selbstgewählter Verein, der sich selbst immer neu zur Disposition stellen könnte“, positioniert sich der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker in seinem diesjährigen Brief zur Fastenzeit. Das Schreiben ist mit „Ihr gehört Christus“ überschrieben. Es steht unter dem Eindruck der ersten Vollversammlung des „Synodalen Weges“, die Ende Januar in Frankfurt am Main stattfand.

Erzbischof Becker ist es ein wichtiges Anliegen, im Kontext des „Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland“ für die kommende Wegstrecke auf die Bedeutung des Glaubens hinzuweisen – eine Wegstrecke, „die vor allem bestimmt sein wird vom gemeinsamen Lernen für den Umgang miteinander und mit den Fragen und Herausforderungen unserer Zeit“. Es gelte, die bei der Vollversammlung geäußerten sehr unterschiedlichen Erwartungen ernst zu nehmen.

Das Spannungsfeld dieser Erwartungen sei groß, stellt Erzbischof Becker fest. Auf der einen Seite gebe es jene katholischen Christen, deren Hoffnungen auf eine menschennahe Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil enttäuscht worden seien. Auf der anderen Seite würden Christen die nachkonziliare Entwicklung als Ursache für die derzeitige Situation der Kirche ansehen, die geprägt ist von Kirchenaustritten, leerer werdenden Kirchen und weniger Priestern.

„Was ist mit der Kirche los?“, fasst der Paderborner Oberhirte seine Wahrnehmungen provokant zusammen. Es lohne sich, zu bedenken, in welchem Koordinierungsfeld einzelne Meinungen einzuordnen seien. „Sonst droht die Gefahr, dass sich bestimmte Probleme mit der Kirche übermächtig in den Vordergrund stellen und alles andere vergessen wird“, warnt Erzbischof Becker.

Die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden sei von Christus gewollt und gestiftet, fuhr der Paderborner Erzbischof fort. „Aber die Kirche ist nicht das Ziel. Sie ist nicht Gott. Sie ist das Sakrament der Treue Gottes.“ Das A und O des Glaubens sei allein Gott, der sich den Menschen in Jesus Christus offenbart hat, schreibt Erzbischof Becker: „Vor dieser Glaubenswahrheit ist die Kirche ins rechte Licht gerückt, in das Licht Gottes. Sie ist keine menschliche Erfindung, sondern eine Schöpfung des Heiligen Geistes.“

Der Heilige Geist sei die treibende Kraft der Kirche, so der Paderborner Erzbischof. „Wäre die Kirche nur ein x-beliebiger Interessenverband, dann hätten die Christen, nicht zuletzt die Bischöfe und Priester und auch die Päpste sie längst zugrunde gerichtet“, ist Erzbischof Becker überzeugt.

Er sehe es als Wirken Gottes an, dass die Kirche trotz aller Menschlichkeit und trotz allen Versagens nach fast 2.000 Jahren immer noch da sei und sich erneuern wolle. „Weil Gott sie nicht fallen lässt, dürfen wir zur Kirche stehen. Bleiben wir in diesem Sinn beieinander, auch wenn wir in manchen Fragen unterschiedlicher Meinung sind“, ermutigte Erzbischof Hans-Josef Becker zum Abschluss seines Briefes zur Fastenzeit 2020.

Den Brief des Erzbischofes finden Sie hier zum Download.


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